Napoleon will’s wissen
Die Franzosenkriege
Mauthausen befand sich während des Franzosenkrieges im Mai 1809 zwischen zwei feindlichen Lagern: nördlich der Donau die österreichische, südlich der Donau die französische Armee mit den verbündeten Sachsen und Bayern.
Nach einem heftigen, für die französischen Angreifer siegreichen Kampf in Ebelsberg, bestand die große Gefahr eines zerstörerischen Gefechtes in Mauthausen.
Am 5. Mai 1809, die österreichischen Truppen hatten den Markt schon fluchtartig Richtung Norden verlassen, setzten französische Soldaten mit einem Boot über die Donau und landeten oberhalb des Marktes an. Vertretern der Bürgerschaft wurde der Befehl übermittelt, dass sich eine Delegation von ihnen unverzüglich ins Hauptquartier der Franzosen nach Ennsegg begeben müsse,um dort von Kaiser Napoleon verhört zu werden.
Um den Markt vor der angedrohten Zerstörung zu bewahren, entschlossen sich fünf Mauthausener Bürger trotz großer Angst dem Befehl zu folgen und bestiegen das wartende Boot.
Man befand sich gerade in der Mitte des Stromes, als ein zufällig eintreffender, unwissender, österreichischer Trupp ein Kanonenfeuer auf das feindliche Boot in der Strommitte eröffnete. Die Franzosen schossen mit ihren Kanonen vom gegenüberliegenden Ufer aus natürlich sofort zurück und so entstand ein richtiger Kugelhagel.
Die Mauthausener Delegation befand sich nun in einer sehr misslichen Lage: unter ihren Füßen die reißende Flut und über ihren Köpfen die fliegenden Kanonenkugeln.
Man behielt aber einen kühlen Kopf, ließ das Boot etwas abtreiben und ging schließlich doch unversehrt am Südufer der Donau an Land.
Im Schloss Ennsegg wurden die Bürger von Napoleon getrennt voneinander über die Stimmung und die Situation im Ort, sowie die Lage der österreichischen Truppen befragt. Da die Antworten der Verhörten alle gleichlautend ausfielen, wurde die Delegation von Napoleon wieder freigelassen und mit dem Boot nach Mauthausen zurückgebracht.
Mauthausen entging so einer sicheren Zerstörung.
Drei Wochen später, am 28. Mai, wurde es aber nochmals kritisch. Diesmal wollte ein sächsischer Trupp Mauthausen einäschern. Dem Bürgermeister, dem Pfarrer und einem honorigen Ratsbürger gelang es, mit Bitten und geschicktem Verhandeln die Sachsen zu überreden, den Donaumarkt zu verschonen.
Mut kann man unseren Vorfahren also nicht absprechen.